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Im Notfall 112

Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr

| Aktuelles

135 Jahre FF Wenzenbach - "Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr!"

samariter
Das war das Motto zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Wenzenbach im Jahre 1872. "Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr!" Das gehört seit der Geschichte vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,25-37) und dem Doppelgebot von Nächstenliebe und Gottesliebe zusammen. Diese Geschichte ist für viele eine der Hauptmotivationen gewesen, in die Feuerwehr einzutreten.
Ein Samariter, der auf der Reise war, kam zu einem von Räubern überfallenen halbtot geschlagenen Mann. Er ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen (umgerechnet sind das etwa zwei Tageslöhne) heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.
"Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr!" Um dieses Motto soll es hier gehen.
Die zweite Hälfte zuerst: "Dem Nächsten zur Wehr". Die FF Wenzenbach hat schlimme Gefahren von Mitmenschen und vom Dorf abgewandt, das hat sie im Laufe ihrer 135jährigen Geschichte mehrfach bewiesen, im Ort und in der näheren Umgebung. Allen Aktiven und ehemaligen Aktiven stehen schwere Einsätze der vergangenen Jahrzehnte vor Augen. Immer wieder Einsätze bei verheerenden Bränden, schrecklichen Verkehrsunfällen, gefahrvollen Hochwassern, bedrohlichen Sturmgefahren, schweren Hagelgewittern und vieles mehr.
Es hinterlässt Spuren, es tut der Seele gut, wenn man helfen kann, wie der barmherzige Samariter. Er sah einen Menschen in Not und gab seinem Impuls ihm beizustehen und zu helfen nach, ohne Zögern. Und dann ging alles wie von selbst, ganz schnell. So am Schnürchen muss das mit dem Helfen gehen. Von den Augen ins Herz, dann in den Kopf. Automatisch wissen Hände und Füße, was zu tun ist. Das gelingt nicht immer. Das wissen wir. Aber wenn es gelingt, können wir stolz auf uns sein, richtig stolz. Es gibt Menschen, die haben da Blockaden. Von denen gibt es inzwischen viel zu viel. Heute sind auch noch die "Gaffer" dazugekommen, die Fernsehen und Wirklichkeit verwechseln, die sich von der Not ihrer Mitmenschen nicht mehr zum Handeln anrühren lassen, als wäre da eine Sperre zwischen Augen und Herz und Händen. Die Kultur der Barmherzigkeit ist in unserer Ellbogengesellschaft stark verbesserungsfähig. Das gilt weit über die Feuerwehr hinaus.

Nun zur ersten Hälfte des Wahlspruches: "Gott zur Ehr!"
Mit dem Spruch ist auf den ersten Blick schwerer etwas anzufangen. Die andere Hälfte ist handgreiflicher, anschaulicher. Dennoch: Irgendetwas haben sich ja wohl unsere Vorfahren bei dem Spruch gedacht! Ein Annäherungsversuch, was es heißt "Gott zur Ehr": Wenn es richtig brennt, zeigt das Feuer eine Macht, die weit über die Kräfte des Einzelnen, auch einzelner Feuerwehren geht. Ebenso ist es bei Überschwemmungen: Manchmal sind wir der Gewalt des Wassers mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert. Da sind Mächte und Kräfte am Werk, die sind übermenschlich. Wir erleben, wie klein und schwach wir sind, wir müssen Gott die Ehre des Allmächtigen geben. Wir geben Gott aber auch die Ehre, wenn wir um's Leben kämpfen. Wir sind seine "Mitarbeiter", wenn wir das Leben, das Gott schuf, bewahren und retten helfen, jeder und jede mit seinen oder ihren Gaben und Fähigkeiten. Wir geben dem die Ehre, der so etwas Wunderbares wie Menschen geschaffen hat. Jeden anders, jeden individuell, jeder unersetzbar. Keiner soll vor der Zeit gehen.

Aber auch wenn wir einen Toten zu bergen haben, wird das besonders deutlich. Diese Aufgabe ist mit das Schwerste im Feuerwehrdienst. Wir werden mit dem Tod, dem von nahen Angehörigen, Freunden, Nachbarn, auch mit unserer eignen Todesangst konfrontiert. Das ist das eine. Aber indem wir jemanden bergen und ihm einen Abschied in Würde ermöglichen, tun wir das, zu Ehre Gottes. Diese Würde und Ehre darf in unserer immer kommerzieller werdenden Gesellschaft nicht verloren gehen. Es kann nicht alles in den Dienstleistungssektor überführt werden, schon gar nicht auf dem Land. Das will uns die Geschichte vom barmherzigen Samariter auch lehren. Einem Menschen in Not beizustehen, ist auch eine Art Gott zu ehren.
Wenn wir auf die 135 Jahre der Geschichte der Feuerwehr Wenzenbach zurückblickend, könne wir nur staunen:
- Welche Fortschritte hat die Technik gemacht!
- Wie stark hat die Feuerwehr an Fachwissen, Ausbildungsstand, kurz an Professionalität zulegen müssen!
- Wie sehr haben sich Gemeinschaft und Kameradschaft weiterentwickelt!
- Die Aufgaben und Qualifikationen der Feuerwehr haben sich immer weiter differenziert. Alleine kann keiner mehr etwas ausrichten. "Einer für alle, alle für einen!"
- Und durch die Einführung der Jugendfeuerwehren vor etwa einer Generation ist die Feuerwehr zu einer praktischen Schule geworden.

"Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr!"
- das ist nicht nur Motto.

Danach handelt und leben wir und danach werden unsere Kinder, Enkel und Urenkel hoffentlich auch in den nächsten 135 Jahren handeln!


Gedanken von Dr. Thomas Zippert