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Im Notfall 112

Info: Photovoltaikanlagen

Neue Techniken stellen die Feuerwehr vor neuen Herausforderungen:

Immer mehr Bauherren installieren Solaranlagen und Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Hilft die Sonnenenergie doch, Häuser zu heizen oder zusätzlich Strom in das Netz einzuspeisen.
Übersehen wird häufig: Hinter der neuen Technik verbirgt sich eine neue Herausforderung, im schlimmsten Falle sogar Gefährdung, wenn es zu einem Feuer kommt und Löschmannschaften anrücken müssen. Denn die zwei unterschiedlichen Anlagentypen sind auf den ersten Blick nicht leicht voneinander zu unterscheiden. Während das eine Modell lediglich Wasser zur Heizungsunterstützung erwärmt, können im Modell II Spannungen von bis zu 900 Volt entstehen - und Gleichstrom ab 120 Volt kann für Menschen schon lebensgefährlich sein.

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Es geht hier um die Frage, wie die Feuerwehr im Fall eines Brandes vorgehen sollte - richtiges Handeln ist hier von lebensrettender Bedeutung: Gefährlich sind die Solaranlagen vor allem dann, wenn gelöscht werden muss. Bis heute gibt es keine einheitlichen Anschlüsse. Jeder Hersteller kann seine Solar-Module so gestalten wie er will. Hinzu kommt, dass die einzelnen Paneele durch Kabel oder Stecker miteinander verbunden sind. Bei Feuer können Isolierungen schmelzen und wegen der hohen Spannung gefährliche Lichtbögen entstehen.

Ein weiteres Problem: Eine automatische Fehlerstrom-Spannungsabschaltung im Fehlerfalle, wie sie aus der üblichen Hausinstallation kennen, gibt es bei den weitverbreiteten Anlagentypen nicht. Auch die Stromabschaltung von Hand beseitigt im schlimmsten Falle nicht alle Gefahren: Selbst wenn an der Einspeisestelle die Verbindung unterbrochen wird, produzieren die Zellen weiterhin Strom. Ja, sogar nachts ist diese Gefahr keineswegs gebannt: Denn üblicherweise werden die Einsatzorte von der Feuerwehr mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Trifft deren Licht auf die Zellen, beginnen diese wieder mit der Stromerzeugung. (Bei Versuchen wurden Photovoltaik-Module vollständig mit Löschschaum zugedeckt. Trotz geschlossener Schaumdecke konnte die Spannung nur auf maximal 50 % der Ausgangsspannung reduziert werden. Da die Photovoltaik-Module eine selbstreinigende Oberfläche haben wurde nach spätestens fünf Minuten die Ausgangsspannung wieder erreicht.) Ein gefahrloses Arbeiten an Photovoltaik-Anlagen im Einsatz ist somit nicht möglich. Auch weist die Feuerwehr darauf hin, dass damit zu rechnen sei, dass sich die Dachhalterungen der Solarpaneele (meistens Aluminium) durch die Hitze eines Feuers lösen können. Dann könnten einzelne Paneele wie ein Schneebrett vom Dach rutschen und aus großer Höhe herabstürzen. Durch die bei Bränden entstehende enorme Hitze, kann auch die Glaseindeckung der Module zerspringen, was einen Glassplitterregen auf die Köpfe der Einsatzkräfte zur Folge hat.

Gefahren für die Feuerwehren entstehen jedoch nicht nur im Brandfall, sondern auch bei Hochwasser. Da sich die Freischaltstellen meistens im Keller (und damit im überfluteten Bereich) befinden, besteht die Gefahr eines Stromschlages. Einsatzkräfte werden im Hinblick auf deren eigene Sicherheit keine überfluteten Bereiche betreten in denen Kabel und Bauteile von Photovoltaik-Anlagen vorhanden sind.
Trotz der oben geschilderten Gefahren wird die Feuerwehr selbstverständlich nach wie vor ihrer gesetzlichen Aufgabe nachkommen und z.B. Brände löschen – egal ob sich Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach befinden oder nicht. Allerdings kann das Vorhandensein von Photovoltaik-Anlagen die Löscharbeiten behindern, da die Feuerwehren wegen der Hochspannung besondere Sicherheitsvorschriften beachten müssen oder weil vorhandene Photovoltaik-Module ein Öffnen der Dachhaut verhindern.
Um die Gefahren zu minimieren, versucht die Feuerwehr ihre Einsatzkräfte bereits in der Grundausbildung die Gefahren durch Photovoltaik-Anlagen nahe zu bringen. Auch ist es sinnvoll, dass Hausbesitzer, die eine Photovoltaik-Anlage installiert haben, die örtliche Feuerwehr darüber informieren. Der Feuerwehr sollte dabei ein Plan zur Verfügung gestellt werden, aus dem die Lage der Freischaltstelle und der Verlauf der Stromleitungen ersichtlich ist. Außerdem sollte an einer gut sichtbaren Stelle ein Schild angebracht werden, das auf das Vorhandensein einer Photovoltaik-Anlage hinweist. Auch die Installation von automatischen Rauchwarnmeldern sollte schon aufgrund der geringen Mehrkosten für die eigene Sicherheit selbstverständlich sein.

Bitte beachten Sie: Wir möchten mit diesem Artikel die Photovoltaikanlagenbesitzer nicht verunsichern oder die Anlagenanbieter kritisieren. Nichts liegt uns ferner. Aber wer sich schon bei der Planung seiner Anlage mit dem Thema Brandschutz auseinander setzt und darauf achtet, dass die gefährlichen und am meisten brandgefährdeten Anlagenteile sowie Kabel brandsicher verlegt werden, der kann selbst einem nicht auszuschließenden Anlagendefekt gelassen entgegensehen. Und gute Fachfirmen bieten hier auch geeignete Lösungen an.

Auch den Feuerwehren liegt Energieeinsparung sehr am Herzen und eine gefahrlose Energieerzeugung wird uns vermutlich nie gelingen.